FAQs

Sie haben  weitere Fragen zu Fair Recycled Plastic?
Hier finden Sie Antworten zu vielen verschiedenen Aspekten der Initiative.

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Fair Recycled Plastic allgemein

Die Verschmutzung der Umwelt und Meere durch Kunststoffe ist ein ernstes Problem, auf das zurecht viel Aufmerksamkeit gelenkt wird, und für das mit Hochdruck Lösungen gefunden werden müssen. Da ein wesentlicher Teil der Produkte von Cofresco, ein Tochterunternehmen der Melitta Gruppe, aus Kunststoff besteht, sehen wir es als unsere Pflicht an, einen Beitrag gegen die Verschmutzung der Meere und Böden durch Plastik zu leisten. Die Melitta Gruppe und Cofresco möchten nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein. Wir setzen uns deshalb für eine Neuordnung der Kunststoffproduktion und –verwertung ein. Denn wir sind der Überzeugung, dass nur die konsequente und umfassende Umsetzung eines Kreislaufwirtschaftsprinzips die Belastung der Umwelt reduzieren und in eine Welt der effektiveren Rohstoffnutzung führen kann. Fair Recycled Plastic hat zum Ziel, Meeres- und Mikroplastik zu vermeiden, indem Kunststoffabfälle gesammelt, aufbereitet und wiederverwendet werden. Es stellt so einen wichtigen Meilenstein im gesamten Nachhaltigkeitsengagement der Melitta Gruppe und Cofresco dar.

Fair Recycled Plastic ist ein Social Business, das verschiedene Bereiche wie Umwelt und Gesellschaft gleichzeitig fokussiert und dabei vielschichtige ökologische und soziale Wirkungen anstrebt.
Es soll Meeres- und Mikroplastik vermieden werden, indem Kunststoffabfälle gesammelt, aufbereitet und wiederverwendet werden. Darüber hinaus hat die Gründung des Social Business einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einfluss. Es werden direkt und indirekt Arbeitsplätze geschaffen bzw. der Ausbau formeller Strukturen im Abfallsektor vorangetrieben. So sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass sich die Arbeits- und Lebensbedingungen von etwa 2.000 Waste Pickern (Müllsammelnde) und ihren Familien nachhaltig verbessern. Außerdem werden mit dem erwirtschafteten Gewinn des Social Business u.a. zwei gemeinnützige Organisationen unterstützt, die sich für eine bessere medizinische Versorgung der Waste Picker und ihren Familien einsetzen sowie ergänzende Bildungsangebote für deren Kinder anbieten.

In Sanskrit steht das Symbol für „Reinheit“. Da es bei Fair Recycled Plastic darum geht, die Umwelt vom Müll zu befreien bzw. zu reinigen, passt das Symbol inhaltlich sehr gut. Sanskrit ist eine von 22 anerkannten Nationalsprachen Indiens und die wichtigste Sprache im Hinduismus.

Fair Recycled Plastic ist der Name der gesamten Initiative und Meilenstein im Nachhaltigkeitsengagement der Melitta Gruppe und Cofresco. Vishuddh Recycle ist der Firmenname des für die Initiative gegründeten Social Business in Bangalore.

Bei einem Social Business ist es so geregelt, dass die Beteiligten (Melitta Gruppe/Cofresco und Yunus Social Business) zunächst ihre Investitionssummen zurückfordern können. Darüber hinaus wird der Gewinn in den Ausbau des Unternehmens investiert oder kommt sozialen Projekten zugute. Die genauen Maßnahmen beschließen die beteiligten Unternehmen bzw. Joint Venture Partner gemeinsam im jährlichen Board Meeting. Bei Fair Recycled Plastic ist es so, dass Cofresco die sozialen Projekte schon von Projektbeginn an fördert.

Gemeinsam mit Yunus Social Business wurde die Entscheidung getroffen, zwei gemeinnützige Projekte zu unterstützen, die sich um eine bessere gesundheitliche Versorgung und um zusätzliche Bildungsangebote für die Waste Picker und ihre Familien kümmern. Mit dieser Auswahl ist eine wertvolle Ergänzung im Engagement für die Waste Picker gefunden worden.

  1. Medizinische Versorgung: Mit der Initiative „Smile on Wheels“ bietet die NGO „Smile Foundation“ aus Indien kostenlose medizinische Erstversorgungen für die Waste Picker und ihre Familien an. Dafür fahren regelmäßig sogenannte mobile Kliniken durch die Armenviertel von Bangalore. Das Fachpersonal bietet dabei nicht nur medizinische Unterstützung, sondern klärt auch über Hygiene und weitere Themen der gesundheitlichen Vorsorge auf. Ein „Smile on Wheels“-Wagen ermöglicht ca. 15.000 medizinische Untersuchen pro Jahr.
  2. Bildungsangebote: Die lokale NGO „Hasiru Dala Trust“ führt Bildungsaktivitäten wie Gemeindebibliotheken und Workshops in den Armenvierteln von Bangalore durch. Ziel ist, durch diese alternativen Formen der Nachhilfe das soziale, emotionale und kognitive Wachstum der Kinder zu fördern und dadurch auf einen besseren Schulabschluss hinzuarbeiten. Durch das Programm wird mehreren 100 Kindern zusätzliche Hilfe neben der Schule ermöglicht.

Damit die Waste Picker und ihre Familien möglichst früh von den medizinischen und bildenden Angeboten profitieren, unterstützt Cofresco die Organisationen finanziell bereits ab Produktionsstart, bis das Social Business die geplanten Gewinne erwirtschaftet.

Die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH fördert mit Mitteln aus dem develoPPP Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)  unternehmerische Projekte, die einen nachhaltigen entwicklungspolitischen Nutzen entfalten. Das develoPPP Projekt Fair Recycled Plastic mit der Cofresco Frischhalteprodukte GmbH & Co. KG ist unter anderem auch mit Mitteln aus diesem Programm finanziert.

Zuerst werden sich die Melitta Gruppe und Cofresco auf die erfolgreiche Etablierung des Social Business in Bangalore konzentrieren. Anschließend hoffen wir, uns mit weiteren Akteuren für den Auf- und Ausbau ähnlicher Strukturen vor Ort oder ggf. auch in anderen Regionen und Ländern einsetzen zu können.

Keine Frage: Plastik, das als Abfall in der Umwelt landet, ist schädlich. Und die Verschmutzung der Umwelt und Meere durch Kunststoffe ist ein ernstes Problem, auf das zurecht viel Aufmerksamkeit gelenkt wird, und für das mit Hochdruck Lösungen gefunden werden müssen. Kunststoffe sind aber nicht automatisch schlecht. Hier muss differenziert werden. Kunststoffe sind aus unserem Leben kaum wegzudenken. Sie ermöglichen u.a. Hygiene, können eine sehr gute Transporthilfe sein und helfen, die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu verlängern. Sie haben Eigenschaften, die andere Materialien gar nicht oder oft nur mit schlechterer Ökobilanz liefern. In diesem Fall sind sie die umweltfreundlichere Alternative. Kunststoffe müssen recycelt und wiederverwertet werden, denn auch als Abfall sind sie ein wertvoller Rohstoff. Damit Kunststoffe wiederverwendet werden können, müssen sie richtig gesammelt und aufbereitet werden. Und hier knüpft Fair Recylced Plastic an.

Kunststoffe sind nicht automatisch schlecht. Sie ermöglichen u.a. Hygiene, können eine sehr gute Transporthilfe sein und helfen, die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu verlängern. Sie haben Eigenschaften, die andere Materialien gar nicht oder oft nur mit schlechterer Ökobilanz liefern. Essenziell ist jedoch, dass Kunststoffe korrekt gesammelt und konsequent recycelt und wiederverwendet werden. Hier knüpft Fair Recycled Plastic an.
Darüber hinaus arbeitet Cofresco im Rahmen seiner Strategie „Mission 100 % Circular“ seit mehreren Jahren mit Hochdruck daran, den Anteil nachhaltiger Materialien seiner Produkte stetig zu erhöhen und somit die Erdölreserven und das Klima zu schonen. Das Unternehmen hat sich das Ziel gesetzt, bis 2025 möglichst alle Produkte vollständig am Wertstoffkreislauf teilnehmen zu lassen. Diese werden dann ausschließlich aus recycelten oder erneuerbaren Materialien hergestellt und lassen sich nach der Verwendung vollständig recyceln oder kompostieren.

Die Corona-Krise hat die Arbeit und Abläufe bei Fair Recycled Plastic auf unterschiedliche Weisen beeinflusst.
Die Pandemie hat z.B. die Bauarbeiten an der Produktionshalle stark verzögert. Die Bauarbeiten mussten zwischenzeitlich komplett stillgelegt werden, so dass der Um- und Ausbau der Produktionshalle in die Monsun-Zeit fiel. Da auch Behörden zwischenzeitlich geschlossen waren, verzögerten sich notwendige Registrierungen und Lizenzen.
Obwohl es zwischenzeitlich immer wieder Lockerungen gab, standen weniger Arbeitskräfte in Bangalore zur Verfügung und auch die Behörden waren nur eingeschränkt besetzt. Das hatte längere Bearbeitungszeiten zur Folge. Temporäre Grenzschließung innerhalb Indiens haben die Beschaffung von wichtigen Materialien deutlich verlängert.

Die Firma Vishuddh Recycle hat die Impfungen aller Mitarbeitenden bezahlt. Außerdem wurden alle Arbeitskräfte durch Sicherheits- und Hygienemaßnahmen seit Ausbruch der Pandemie bestmöglich geschützt. Dies waren für uns selbstverständliche und absolut notwenige Maßnahmen, die aber nicht unbedingt zur Beschleunigung der Arbeiten geführt haben.

Die Corona-Krise hat nicht nur direkten Einfluss auf das Projektmanagement und die Abläufe von Fair Recycled Plastic. Die Pandemie hat auch starken Einfluss auf das gesellschaftliche und berufliche Leben in Indien und Bangalore gehabt. So ist das Einkommen der Waste Picker teils komplett entfallen. Deshalb hat die Melitta Gruppe zusammen mit Cofresco das lokale Partnerunternehmen Saahas Zero Waste finanziell unterstützt, damit „Safety Kits“ mit Nahrungsmitteln an die Waste Picker verteilt werden konnten.

Social Business/Zusammenarbeit mit Yunus Social Business

Social Business ist eine sozial ausgerichtete Form des Wirtschaftens. Im Gegensatz zu einer Spende oder einem wohltätigen Projekt, das die Probleme der Menschen überwiegend kurzfristig mit Geld bekämpft, soll bei einem Social Business ein sich selbst erhaltener Kreislauf entstehen, der soziale oder umweltbezogene Missstände langfristig löst. Es wird ein Geschäft etabliert, dessen Gewinne entweder als Reinvestition in das Unternehmen zurückfließen oder sozialen Projekten zugutekommen, die dabei unterstützen, das Problem zu lösen.
Urheber des Prinzips ist Nobelpreisträger und Wirtschaftswissenschaftler Prof. Muhammad Yunus, der auch die Yunus Social Business GmbH gegründet hat. Gemeinsam mit der indischen Gesellschaft Yunus Social Business Bengaluru Fund Private Limited (YSB) haben die Melitta Group und Cofresco das Social Business „Vishuddh Recycle Private Limited“ als Joint Venture in Bangalore gegründet, dessen Geschäft es ist, Plastikfolien zu recyclen und zu Granulat zu verarbeiten. Alle Gewinne fließen entweder in das Unternehmen zurück oder kommen zwei sozialen Projekten zugute, die sich für eine bessere medizinische Versorgung und zusätzliche Bildungsangebote für die Waste Picker und ihre Familien einsetzen.
Weitere Informationen zum Prinzip des Social Business gibt es auf yunussb.com

Persönlich befürwortet Prof. Yunus Fair Recycled Plastic ausdrücklich und unterstützt operativ durch den Yunus Social Business Fund Bengaluru Private Limited und die Yunus Social Business GmbH, mit denen die Melitta Gruppe und Cofresco eng zusammenarbeiten. Gemeinsam wurde das Social Business „Vishuddh Recycle Pvt. Ltd.“ als Joint Venture gegründet. Yunus Social Business Fund Bengaluru Private Limited ist somit Co-Investor und hat Vetorechte bei wichtigen betrieblichen Entscheidungen.

Mitarbeiter

In der Produktion werden zunächst ca. 30 Arbeitskräfte in unterschiedlichen Positionen arbeiten. Die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soll sukzessive auf mehr als 50 erhöht werden.

Partnerfirmen

Wir arbeiten mit vier geprüften Partnerfirmen der lokale Entsorgungswirtschaft zusammen:

Saahas Waste Management Private Limited

Hasiru Dala Innovations Private Limited

Waste Ventures India Private Limited

NEPRA Resource Management Private Limited

Die Partnerfirmen wurden mit Hilfe von Yunus Social Business sorgfältig ausgesucht. Um sicherzustellen, dass die hohen Qualitätsanforderungen an die Arbeitsbedingungen und das angelieferte Material erfüllt werden, haben wir gemeinsam mit dem TÜV Rheinland vor Ort Audits durchgeführt, die wir regelmäßig wiederholen. Wir legen großen Wert auf ein partnerschaftliches Verhältnis zu unseren Lieferanten. Deshalb werden wir zusätzlich gemeinsam mit unseren Partnerfirmen kontinuierlich daran arbeiten, die Bedingungen für die Mitarbeitenden immer weiter zu verbessern.

Waste Picker (Müllsammelnde)

Wir können jährlich etwa 2.000 Tonnen Granulat aus den Kunststoffabfällen in unserer Recyclingfirma herstellen. Dafür müssten wir in etwa 2.000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen, die für uns die Abfälle sammeln. Die Einstellung von so vielen neuen Mitarbeitenden in Indien würde unsere aktuellen Kompetenzen und Ressourcen übersteigen: Wir haben nur wenige Erfahrungen mit dem lokalen System in Bangalore und verfügen nicht über die Kapazitäten, 2.000 zusätzliche Mitarbeitende auszuwählen, einzuarbeiten und zu betreuten. Außerdem fehlt uns das Vertrauen der Waste Picker als neues, europäisches Unternehmen, das in den Markt tritt. Dazu kommt, dass wir nur LDPE benötigen, Waste Picker normalerweise aber unterschiedliche Kunststoffabfälle sammeln. Unsere Partnerfirmen haben die Strukturen, den Abfall fachgerecht zu trennen und die Reste an andere Kunden zu verkaufen. Wir müssten hierfür zunächst ein Vertriebsnetz aufbauen. Deshalb haben wir uns entschieden, mit den ausgewählten Partnerfirmen als Schnittstellen zu arbeiten.

Durch Fair Recycled Plastic werden sowohl direkt Arbeitsplätze in der Produktion geschaffen, die eine Anstellung mit hohen Arbeitsstandards und einem guten und regelmäßigen Einkommen sichert, als auch indirekt neue Einkommensverhältnisse durch unsere Partnerfirmen geschaffen.

So werden unsere Partnerfirmen die Anzahl ihrer Lieferanten, wie z.B. Waste Picker, ausbauen, um den Bedarf an Kunststoffabfällen durch uns zu decken. Denn zur Herstellung von Müllbeuteln sind nicht alle Kunststoffe geeignet. Das Rezyklat muss aus LDPE, dem Low Density Polyethylene, bestehen. Dabei handelt es sich um einen weichen Kunststoff, der überwiegend für Tüten verwendet wird. Für diese Art Kunststoff existiert in Bangalore bisher nur ein kleiner, schwankender Markt. Es gibt wenig oder nur sehr unbeständige Abnehmer für LDPE. Der schwankende Preis wiegt den Aufwand des Sammelns oft nicht auf, so dass wenig Anreiz besteht, diese Art von Kunststoff zu sammeln. Mit Fair Recycled Plastic tritt nun ein konstanter Abnehmer für LDPE in den Markt, der die Sammlung langfristig lukrativer macht. Das bedeutet, dass mehr Waste Picker eine zusätzliche Einkommensquelle erhalten, die ihnen eine Abnahmegarantie zu einer fairen Entlohnung sichert. Die von uns eingeforderte Transparenz der Wertschöpfungskette trägt außerdem zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei.

Darüber hinaus unterstützen wir zwei gemeinnützige Organisationen, die sich um eine bessere gesundheitliche Versorgung und um zusätzliche Bildungsangebote für die Waste Picker und ihre Kinder kümmern.

Die mangelhafte Müllentsorgung in Bangalore ist nicht nur ein Problem für die Umwelt, sondern beeinflusst auch das Leben der ärmsten Bevölkerungsschicht. Etwa 15.000 bis 20.000 Menschen arbeiten in der südindischen Metropole als sogenannte Waste Picker (Müllwerker). Dabei sind bisher die wenigsten von ihnen fest angestellt, sondern sammeln von früh morgens bis abends ohne Schutzutensilien wie Handschuhe oder Masken in den Müllbergen oder in Straßengräben Abfallprodukte, die sie weiterverkaufen können. Damit verdienen sie derzeit ein sehr geringes Einkommen, von dem sie ihre Familien nur schwer ernähren können. Viele von ihnen wohnen in Slums direkt auf der Mülldeponie. Durch Fair Recycled Plastic und die Kooperation mit den Partnerfirmen wollen wir den Ausbau formeller Strukturen im Abfallsektor vorantreiben und so die Voraussetzungen schaffen, dass sich die Arbeits- und Lebensbedingungen von vielen Waste Pickern und ihren Familien nachhaltig verbessern. Das bedeutet u.a., dass sie ein faires und geregeltes Einkommen beziehen und ihnen Schutzutensilien zur Verfügung gestellt werden.

Grundsätzlich sollte es das Ziel sein, dass kein Abfall mehr von der Straße gesammelt werden muss, sondern jeglicher Müll durch ein geregeltes Entsorgungssystem an der Quelle eingesammelt und entsprechend weiterverarbeitet oder entsorgt wird. Dann bräuchte es keine Waste Picker mehr, sondern wie im europäischen Sinne „Müllwerker“, die einen Entsorgungsprozess steuern. Dies ist natürlich auch unser langfristiges Ziel.
Mit unserem Engagement leisten wir einen Beitrag zum Ausbau formeller Strukturen im Abfallsektor von Bangalore und unterstützen zusätzliche Bildungsangebote für die Kinder der Waste Picker. Außerdem hoffen wir, uns mit weiteren Akteuren für den Auf- und Ausbau ähnlicher Strukturen vor Ort oder auch in anderen Regionen einsetzen zu können.
Fair Recycled Plastic ist somit ein erster, wichtiger Schritt, um das Leben von Waste Pickern zu verbessern. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Standort

Wir wollten uns dort engagieren, wo wir den größten Einfluss haben. Für Indien und Bangalore traf dies aus unterschiedlichen Gründen zu:

Laut einer Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf gelangen etwa 90 Prozent des Plastikmülls in den Weltmeeren ursprünglich aus zehn Flüssen. Acht von diesen Flüssen fließen durch Asien und zwei dieser Flüsse, der Ganges und der Indus, führen durch Indien in die Meere. Darüber hinaus gehört Indien aktuell bereits zu den meistbevölkerten Ländern und diese Entwicklung wird sich durch den demographischen Wandel wohl noch verschärfen. Das lässt die Menge an Abfall immer weiter ansteigen und macht ein entsprechendes System zur Entsorgung und Verarbeitung immer notwendiger. Dazu kommt, dass ca. 22 Prozent der Bevölkerung in Indien unter der Armutsgrenze von 1,90 $ pro Tag lebt. Ein Großteil ist hiervon in der Müllsammlung tätig. Abgesehen davon, dass der Einstieg in die indische Wirtschaft für ausländische Firmen ohne große Hürden möglich ist, haben wir einen großen Handlungsbedarf in Indien identifiziert.

Für Bangalore haben wir uns entschieden, weil es eine der größten Städte Indiens ist, die zu den größten Müllproduzenten des Landes gehört, es ausreichend industrielle Strukturen wie eine gute Wasser- und Stromversorgung gibt, die Metropole nah an dem Hafen Chennai liegt und es ein Büro von Yunus Social Business vor Ort gibt.

Uns ist bewusst, dass das Granulat lange Transportwege zurücklegen muss. Nichtsdestotrotz macht dieser Aufwand Sinn, da die Ökobilanz des Kunststoffs durch die Wiederverwendung deutlich verbessert wird. Das recycelte Granulat ist in Summe immer noch deutlich ökologischer als Neuware und deshalb für uns eine gute Alternative für unsere Müllbeutelproduktion. Dazu kommt, dass wir LDPE (Low Density Polyethylene) verarbeiten. Dabei handelt es sich um einen weichen Kunststoff, der überwiegend für Tüten verwendet wird. Für diese Art Kunststoff existiert in Bangalore bisher nur ein kleiner, schwankender Markt. Es gibt wenig oder nur sehr unbeständige Abnehmer für LDPE. Der schwankende Preis wiegt den Aufwand des Sammelns oft nicht auf, so dass wenig Anreiz besteht, diese Art von Kunststoff zu sammeln. Mit uns tritt nun ein konstanter Abnehmer für LDPE in den Markt, der die Sammlung langfristig lukrativer macht. Das bedeutet, dass diese Kunststoffe nicht mehr die Umwelt belasten und mehr Waste Picker eine zusätzliche Einkommensquelle erhalten, die ihnen eine Abnahmegarantie zu einer fairen Entlohnung sichert.

Produktion / Recyclingprozess

Die gelieferten LDPE (Low Density Polyethylene) -Folienabfälle werden in einer von uns umgebauten Industriehalle in Bangalore verarbeitet. Dort wird das angelieferte Material zunächst noch einmal vorsortiert, um sicherzustellen, dass nur reine Materialien in die Maschine gelangen. Das sortierte Plastik wird anschließend geschreddert und in einer Waschanlage, deren Waschwasser im Kreislauf geführt wird, gesäubert und getrocknet. Anschließend werden die Folienschnipsel in einer Regranulieranlage erhitzt und gefiltert, um letzte Rückstände, wie beispielsweise Druckfarben, zu entfernen. Am Ende des Prozesses wird das so produzierte Granulat in sogenannte Big Bags verpackt.

Mit unserer Anlage können wir pro Jahr bis zu 2.000 Tonnen Granulat aus LDPE-Folienabfällen herstellen.

Produkte

LDPE (Low Density Polyethylen) ist eine Art des Polyethylens (PE) und zeichnet sich durch eine niedrige Dichte und hohe Flexibilität aus. Aus LDPE werden überwiegend Beutel und Folien hergestellt. Plastikflaschen beispielsweise bestehen meistens aus PET (Polyethylenterephthalat) oder PP (Polypropylen).

In den Müllbeuteln der Marken Swirl® und handy bag® wird nur Polyethylen (PE) verwendet. LDPE (Low Density Polyethylen) ist eine Art von Polyethylen, für die wir uns bewusst entschieden haben. Im Gegensatz zu Plastikflaschen, die überwiegend aus PET bestehen, gibt es für LDPE in Bangalore bisher nur einen kleinen, schwankenden Markt mit wenig oder nur sehr unbeständigen Abnehmern. Der schwankende Preis wiegt den Aufwand des Sammelns oft nicht auf, so dass wenig Anreiz besteht, diese Art von Kunststoff zu sammeln. Mit uns tritt nun ein konstanter Abnehmer für LDPE in den Markt, der die Sammlung langfristig lukrativer macht. Das bedeutet, dass diese Kunststoffe nicht mehr die Umwelt belasten und mehr Waste Picker eine zusätzliche Einkommensquelle erhalten, die ihnen eine Abnahmegarantie zu einer fairen Entlohnung sichert.

Außerdem führt die Nutzung eines homogenen Stoffes (kein Vermischen verschiedener Plastikarten/Stoffe bzw. mehrlagiger Produkte) zu einer höheren Recyclingfähigkeit des Produktes. Die hohe Qualität kann so bei der nächsten Wiederaufbereitung erhalten bleiben.

Soziales Engagement

„Smile on Wheels“ kann ca. 15.000 Behandlungen pro Jahr ermöglichen.

Der Wagen fährt die ausgewählten Orte in einem 2-Wochen-Rhythmus an. Durch unser finanzielles Engagement können wir zehn Orte auswählen, die regelmäßig besucht werden.

Der Gewinn kommt u.a. zwei gemeinnützigen Organisationen zugute, die sich um eine bessere gesundheitliche Versorgung und um zusätzliche Bildungsangebote für die Waste Picker und ihre Familien kümmern. Bei der Auswahl der Organisationen haben wir eng mit unserem Partner Yunus Social Business zusammengearbeitet. Wir sind überzeugt, dass wir mit dieser Auswahl eine wertvolle Ergänzung in unserem Engagement für die Waste Picker gefunden haben.

Zu den zwei Organisationen gehört die „Smile Foundation“. Mit der Initiative „Smile on Wheels“ bietet die NGO aus Indien kostenlose medizinische Erstversorgungen für die Waste Picker und ihre Familien an. Dafür fahren regelmäßig sogenannte mobile Kliniken durch die Armenviertel von Bangalore. Das Fachpersonal bietet dabei nicht nur medizinische Unterstützung, sondern klärt auch über Hygiene und weitere Themen der gesundheitlichen Vorsorge auf. Ein „Smile on Wheels“-Wagen ermöglicht ca. 15.000 medizinische Untersuchen pro Jahr.

Darüber hinaus unterstützt Fair Recycled Plastic „Hasiru Dala Trust“. Die lokale NGO führt Bildungsaktivitäten wie Gemeindebibliotheken und Workshops in den Armenvierteln von Bangalore durch. Ziel ist, durch diese alternativen Formen der Nachhilfe das soziale, emotionale und kognitive Wachstum der Kinder ergänzend zum Schulbesuch zu fördern und dadurch auf einen besseren Abschluss hinzuarbeiten. Durch das Programm wird mehreren 100 Kindern eine Ausbildung ermöglicht.
Cofresco unterstützt die Organisationen finanziell bereits ab Produktionsstart, bevor das Social Business die geplanten Gewinne erwirtschaftet. Damit profitieren die Waste Picker und ihre Familien möglichst früh von den medizinischen und bildenden Angeboten.

Hasiru Dala Trust leitet verschiedene Bibliotheken in Bangalore und führt verschiedene Workshops mit den Kindern durch. Diese bildenden Maßnahmen – ergänzend zur Schule – unterstützen wir finanziell.
Corona-bedingt mussten die geplanten Workshops im Februar 2020 jedoch abgesagt werden. Stattdessen ist eine Radio-Plattform aufgebaut worden, die es ermöglicht, dass die Kinder auch auf Distanz erreicht werden können und regelmäßigen Zugang zu dem Programm bekommen. Dieses Programm wurde ursprünglich im Lockdown (März-Mai 2020) ausgestrahlt und wird nun aufgrund der positiven Rückmeldung weitergeführt.
Des Weiteren unterstützen wir die „Bugury Community Libraries“, die darauf spezialisiert sind, das soziale, emotionale und kognitive Wachstum der Kinder zu fördern und dadurch auf einen besseren Schulabschluss hinzuarbeiten. Auch für 2021 ist die Fortführung dieser Aktivitäten und Workshops geplant. Zudem sollen die Bildungsangebote wie z.B. Stipendien weiter ausgerollt werden, sobald die Schulen in Bangalore wieder öffnen.

Kunststoff / Kunststoffabfälle

Wir untersuchen seit vielen Jahren alternative Kunststoffe bzw. Verpackungen, die eine höhere ökologische Verträglichkeit gewährleisten. Hierzu tauschen wir uns – u.a. durch das Cofresco Forum –  regelmäßig mit der Wissenschaft aus und stehen in Kontakt zu unseren Lieferanten. Wir erproben immer wieder neue Lösungen und haben in den vergangenen Jahren einige Erfolge erzielt. So haben wir den Anteil an Rezyklaten ausbauen können und Folien entwickelt, die zu einem großen Teil aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Wir setzen uns aktiv dafür ein, dass unsere Produkte, sofern das möglich ist, wieder der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden. Im Rahmen der Mission 100% Circular hat sich das Tochterunternehmen Cofresco z.B. das Ziel gesetzt, bis 2025 möglichst alle Produkte vollständig am Wertstoffkreislauf teilnehmen zu lassen. Diese Produkte werden dann ausschließlich aus recycelten oder erneuerbaren Materialien hergestellt und lassen sich nach der Verwendung vollständig recyceln oder kompostieren.

Cofresco arbeitet mit Hochdruck an der Umsetzung der Strategie Mission 100% Circular. Oberstes Prinzip als Markenhersteller ist dabei, dass die hohen und bewährten Qualitätsanforderungen an die Produkte gewährleistet sind. Obwohl noch einiges zu tun ist, wurden bereits wichtige Meilensteine erreicht. Ein Beispiel sind die Müllbeutel von Swirl®, die im vergangenen Jahr umgestellt wurden und nun zu 100% aus recyceltem Plastik bestehen. Auch mit der Marke Toppits® wurde ein großer Schritt zurücklegt. Von Frischhaltefolie über Zipper® Beutel bis hin zu Gefrier- und Gemüsebeutel – der Anteil an recycelten Ressourcen konnte bei diesen Produkten im Jahr 2021 auf 35% und auf 70% in 2022 erhöht werden. Für 2025 sind bereits weitere Meilensteine geplant.